Zehn Jahre "Sprachbilder des Unbewussten" – WARUM SPRACHE IN DER PSYCHOANALYSE MEHR IST ALS AUSDRUCK

 

Vor zehn Jahren erschien meine Dissertation Sprachbilder des Unbewussten – Die Rolle der Metaphorik bei Freud im Psychosozial-Verlag. Was als kulturwissenschaftliche Promotion begann, begleitet mich bis heute – nicht nur in der Theorie, sondern im Alltag meiner klinischen und beraterischen Tätigkeit in Berlin-Mitte.

 

Denn die Frage, wie Sprache wirkt, ist keine rein akademische. Sie betrifft jede therapeutische Sitzung, jede Stunde auf der Couch, jedes Ringen um Worte im geschützten Raum der Praxis. Sprache ist in der Psychoanalyse nie bloß Mittel – sie ist das Material selbst. Metaphern sind dabei keine bloßen Ausschmückungen, sondern zentrale Zugänge zum Unbewussten.

 

Freud selbst hat dies in der Traumdeutung (1900) einmal so formuliert: „Der Traum ist die (verkleidete) Erfüllung eines (verdrängten) Wunsches“ – und diese „Verkleidung“ vollzieht sich nicht zuletzt über sprachliche Prozesse wie Verschiebung und Verdichtung. Auch der Begriff „Besetzung“ ist, wie Freud später einräumte, ursprünglich eine metaphorische Entlehnung aus der Physik.

 

Meine Arbeit mit Analysant:innen, Paaren und Patient:innen zeigt immer wieder: Wer spricht, gebraucht Bilder. Und wer Bilder gebraucht, sagt oft mehr, als er weiß. Das ist kein Zufall, sondern Ausdruck einer psychoanalytischen Wahrheit: Das Subjekt spricht – aber es weiß nicht, was es sagt.

 

In meiner Dissertation untersuche ich Freuds Denkweise als eine metaphorisch strukturierte – als eine, die Erkenntnis nicht in der Eindeutigkeit sucht, sondern im Spiel von Bedeutungsverschiebungen. Ich argumentiere, dass die Psychoanalyse selbst eine erkenntnistheoretische Praxis ist, die sich nicht auf feste Definitionen stützt, sondern auf den Prozess des Verstehens: in der Übertragung, im Sprechen, in der gemeinsamen Arbeit am Text des Subjekts.

 

Sprachbilder in Organisationen – Was Metaphern über Führung und Zusammenarbeit verraten

 

Nicht nur in der Psychoanalyse, auch im Kontext von Beratung, Coaching und Führung spielt die Art, wie Menschen sprechen, eine zentrale Rolle. Wenn eine Führungskraft davon spricht, dass „das Projekt in Schieflage geraten“ ist, dass „ihr Team auf Autopilot läuft“ oder sie „gegen Wände redet“, sind das keine zufälligen Formulierungen – sie sind Fenster in eine innere Landkarte, in Denkstile und Beziehungserfahrungen.

 

In der Beratung von Führungskräften, Teams und Organisationen arbeite ich gezielt mit dieser sprachlichen Dimension: Wie spreche ich über Verantwortung, Autorität, Zusammenarbeit? Welche Bilder prägen meine Vorstellung von Kontrolle, Veränderung, Loyalität oder Scheitern? Und wie lassen sich diese Bilder deuten – oder neu entwerfen?

 

Gerade in der Beratung von Führungskräften aus Wirtschaft und Gesellschaft erweist sich die psychoanalytische Perspektive auf Sprache, Sprechen und insbesondere Metapher als hilfreich, um unbewusste Dynamiken in Rollen, Entscheidungsprozessen und Beziehungen sichtbar zu machen. Die Reflexion der eigenen Sprachbilder kann dabei ein Schlüssel sein – für mehr Klarheit, mehr Handlungsfreiheit und eine vertiefte Auseinandersetzung mit der eigenen Führungsrolle.

 

Psychoanalyse ist Arbeit an der Sprache – und mit ihr

 

„Ich lasse nun den Kranken selbst das Thema der täglichen Arbeit bestimmen“, schreibt Freud im Fall Dora (1905), „und gehe von der jeweiligen Oberfläche aus, welche das Unbewusste im Patienten seiner Aufmerksamkeit entgegenbringt.“ Dieser Ansatz prägt meine Arbeit bis heute – sei es in der klassischen Analyse, der psychotherapeutischen Begleitung in Lebenskrisen, in der Paartherapie oder im Coachingkontext.

 

Zum zehnjährigen Jubiläum meiner Dissertation lade ich daher auch neue Leser:innen und Klient:innen ein, dieses Thema mit mir zu erkunden: Was sagen wir wirklich, wenn wir sprechen? Welche Bilder leiten unser Denken – und wie lassen sich mit ihnen neue Bedeutungsräume eröffnen?

 

 

Wenn Sie neugierig geworden sind, lade ich Sie ein, einen Termin in meiner Praxis in Berlin-Mitte zu vereinbaren – oder sich in einem ersten Gespräch online mit mir auszutauschen. Psychoanalyse heißt nicht nur: zurückschauen. Sie heißt vor allem: einen neuen Anfang machen – mit Worten, die tragen..